In Deutschland wurde die erste Loge 1737 in Hamburg gegründet, die später den Namen „Absalom" annahm. Schon 1738 trat in Braunschweig Friedrich der Große dem Bund der Freimaurer bei und gründete im gleichen Jahr die Loge "La Loge Premiere", aus welcher die Großloge "Zu den drei Weltkugeln" hervorging. Bereits 1761 läßt sich in Wetzlar eine Bauhütte "Drey Schlüssel zum Winckelmaaß" nachweisen. Es ist möglich, dass diese Loge - oder eine Vorgängerin - schon um 1740 bestand. Im Archiv der 1746 gegründeten Loge "Friedrich" (später "Friedrich zum weißen Pferde") in Hannover befindet sich ein Protokoll über eine Arbeit am 14.4.1746, aus dem hervorgeht, dass Johann Friedrich von Bretlach, Fähnrich bei der hiesigen Garde, "der schon vor 5 Jahren in der damals in Wetzlar befindlichen Loge zum Lehrling und Gesellen gemacht wurde", zum Meister erhoben wurde.
Die Vorgängerin unserer heutigen Loge wurde am 3. Oktober 1767 unter dem Namen "Joseph zu den drey Helmen" als Filialloge der Mainzer Loge "Zu den drey Disteln" gegründet. Die erste Mitgliederliste umfaßt 16 Namen. Alle waren Angehörige des Reichskammergerichtes oder ortsansässige Advokaten. Der erste Meister vom Stuhl war Johann Chrysostomus von Keller, kurfürstlich Mainzer Geheimer Rat. Die neue Bauhütte gehörte wie viele andere dem System der Strikten Observanz an, einem obskuren Hochgradsystem, das sich als Fortsetzung des untergegangenen Tempelherrenordens verstand. Schon um 1772 wurde die später zur Direktorialloge erhobene Schottenloge "Joseph zum Reichsadler" gegründet, der bereits 41 Mitglieder angehörten.
1775 erlangte die Wetzlarer Loge ihre Unabhängigkeit. Nach der Abberufung Kellers wurde der Reichskammergerichtsassessor Franz Dietrich von Ditfurth im Jahre 1777 Stuhlmeister. Er führte "Joseph zu den drey Helmen" in den folgenden Jahren zur Hochblüte und machte sie zu einer der bedeutendsten deutschen Bauhütten. Im gleichen Jahr wurde der spätere Reichsfreiherr und Reformator Preußens, von und zum Stein, im Alter von 20 Jahren in die Wetzlarer Loge aufgenommen. Der regierende Fürst Karl Wilhelm von Nassau-Usingen und der Erbprinz Ludwig zu Hessen-Darmstadt gehörten neben vielen anderen Persönlichkeiten der Bauhütte in Wetzlar an, die mittlerweile 98 Mitglieder zählte. Eine Reihe von Logen wurden von Wetzlar aus gegründet, 1777 die Loge „Rudolph zu den drey Schwanen" in Friedberg, im folgenden Jahr kamen die Logen "Ludwig zu den drey goldenen Löwen" in Gießen, "Zur beständigen Einigkeit" in Biebrich, "Zu den drey Balken" in Münster, "Zur Beständigkeit" in Aachen und "Maximilian zu den drey Lilien" in Köln hinzu.
Ditfurth hatte zu dieser Zeit bereits die Hohlheit des Systems der Strikten Observanz erkannt und verfügte, daß in seiner Präfektur keine Aufnahmen über den 4. Grad hinaus erfolgen durften. Zusammen mit seinem Freund Johann Karl Brönner aus Frankfurt gründete Ditfurth den Eklektischen Bund und führte die Freimaurerei zurück zu ihren Wurzeln. In Anlehnung an die „alten eclectischen Philosophen" wollte man aus allen freimaurerischen Systemen nur das Überzeugendste und Beste nehmen. Man beschränkte sich auf die heute noch in der blauen Maurerei bestehenden drei Grade Lehrling, Geselle und Meister. Der Eklektische Bund verbreitete sich rasch in ganz Deutschland. Der Wetzlarer Direktorialloge "Joseph zum Reichsadler" gehörten 19 auswärtige Logen an.
Um die Jahrhundertwende kam die freimaurerische Arbeit in Wetzlar zum Erliegen. Deshalb übergaben die Logenbrüder ihr altes Logengebäude in der Zuckergasse 1799 als Stiftung an die Stadt Wetzlar, um dort eine Oberschule einzurichten.
Europa durchlebte eine stürmische Epoche. Als die Zeit sich soweit beruhigt hatte, dass geistiges Schaffen wieder im Vordergrund zu stehen vermochte, entzündeten sieben Brüder auswärtiger Oriente im Oktober 1843 freimaurerisches Licht in der Bauhütte"Wilhelm zu den drei Helmen". Das inzwischen preußische Wetzlar gehörte nunmehr der "Großen Mutterloge zu den drei Weltkugeln" in Berlin an. Ihre Mitglieder waren sowohl Angehörige des Militärs als auch in zunehmendem Maße Wetzlarer Bürger. Die Tradition der Gründung neuer Logen wurde mit der Einsetzung der Loge "Zu den drei Thürmen" an der Lahn in Limburg 1896 fortgesetzt. Nachdem die Wetzlarer Brüder seit 1843 ihren Tempel in neun Mietlokalen installiert hatten, wurde 1911 das heutige Logenhaus errichtet. Im Zuge der unheilvollen politischen Entwicklung erlosch 1934 das freimaurerische Licht. Die Loge wurde gezwungen, gegen einen symbolischen Kaufpreis ihr Haus an die Stadt Wetzlar abzutreten.
1948, als neues freimaurerisches Leben im Orient Wetzlar erwachte, gaben die Brüder und Schwestern ein Beispiel dafür, Trennendes zu überwinden und die Völkerverständigung über die Grenzen des Staates hinaus in die Tat umzusetzen. Der Verschwisterung mit Freimaurern von Avignon (Frankreich) 1971 folgte im Geist von Freiheit, Toleranz und Brüderlichkeit die feste freimaurerische Bindung mit den Logen in Colchester (Großbritannien) 1973 und die Freundschaft und Verschwisterung mit der Loge "Westfriesland" i. Or. Hoorn (Niederlande) 1975.
Als unser 1910/11 erbautes Logenhaus 1975 Opfer einer Brandkatastrophe im Dachbereich wurde, nahmen die Brüder der befreundeten Logen Anteil an der Tragik. Die Tempelarbeiten wurden in den Bauhütten von Gießen, Limburg, Friedberg und Siegen durchgeführt, bis - größer und schöner als zuvor - der neue Tempel entstand und durch den Großmeister eingeweiht wurde.
Die Wetzlarer Bauhütte veranstaltete Konzerte zu wohltätigen Zwecken und gab auch sonst soziale Hilfen, so u.a. für das Albert-Schweitzer-Kinderdorf, für das Kinderheim "Haus Zoar" in Rechtenbach, für den Kinderschutzbund Wetzlar, den Club für Behinderte, den Behinderten Sportverein und den "Verein Junge Arbeit", die Aktion "Junge Menschen in Not", " AG zur Förderung der Gehörlosen sowie die Alzheimer Gesellschaft". Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Froneberg konnten 10 Benefizkonzerte durchgeführt werden. 1986 begingen die Brüder in feierlicher Form "225 Jahre Freimaurer in Wetzlar", 1988 gedachten sie am 1. Mai des 250. Geburtstags Franz Dietrich von Ditfurths und setzten die Loge "Zu den Drey Löwen" im Orient Marburg unter der Beteiligung des Großmeisters der GL AFu-AMvD und Abordnungen von 28 Logen aus Deutschland, Frankreich und Holland, als Deputationsloge ein, die 1992 in eine gerechte und vollkommene Loge umgewandelt wurde.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 wurde Ilmenau in Thüringen die Partnerstadt von Wetzlar. Die Loge ist seitdem bemüht, das freimaurerische Licht in Ilmenau wieder aufleuchten zu lassen, das dort 1934 erloschen ist. Zur Unterstützung Ilmenaus fanden bereits zwei Wohltätigkeitskonzerte unserer Bauhütte in Wetzlar statt: 1991 wurden behinderte Kinder (Schule für praktisch Bildbare) und 1992 die Diakonie-Station mit dem Erlös unterstützt.
1996 gehörten bereits vier Brüder aus Ilmenau der Wetzlarer Loge an. Mehrere Arbeiten im 1. und 2. Grad haben dort bereits stattgefunden. Zum ersten Mal seit 1934 wurde dort das freimaurerische Licht entzündet. Wenige JAhre später wurde dort der freimaurerische Verein "Zu den drei Steinen an der Ilm" gegründet, aus dem die gleichnamige Loge hervorgehen sollte. Der Verein wurde 2015 mangels aktiver Mitglieder aufgelöst.
Höhepunkte der vergangenen Jahre waren das 100-jährige Bestehen des Logenhauses und die vielen gelungenen Partnerschaftsfeste. Weitere Informationen haben wir in unseren Festschriften zum "Logenhausjubiläum" und zu den Feierlichkeiten "250 Jahre Freimaurer in Wetzlar" (170 Seiten) für Sie zusammengestellt. Sie können gegen eine geringe Schutzgebühr bestellt werden.
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Die Reihe der Meister vom Stuhl im Beamtenzimmer
Türmalerei im Obergeschoss
Bilder von den Johannisfesten im Treppenaufgang
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